1. Einleitung

1.1 Warum eigentlich „Bajonett“

Der Ursprung des Begriffs Bajonett ist nicht wirklich geklärt, aber er wird zurückgeführt auf die südfranzösische Stadt Bayonne. Anfang des 17. Jahrhunderts war die Stadt reich an Waffenschmieden und man schreibt ihnen die Erfindung zu, eine Klinge an Gewehren zu befestigen. Ist auch der Ursprung des Begriffs unklar, so weiß man doch relativ genau über die Entwicklung der Bajonette bescheid. Die erste Anwendung fand die Waffe, die später „Bajonett“ heißen sollte, bei der Jagd. besonders im dichtbewaldeten Spanien jagte man nach Bären, was eine sehr gefährliche Angelegenheit war. Um den Bären tödlich zu verwunden mußte der Schuß exakt treffen. Geschah dies nicht, so war der Schwarzbär ein fürchterlicher Gegner. Fiel der Bär scheinbar im Schuß, bedeutete dies nicht, daß er wirklich wehrlos war. Ein scheinbar toter Bär konnte noch immer aufspringen und den sich nähernden Jäger töten.

Angesichts der Tatsache, daß die Gewehre des 16. u. 17. Jahrhunderts Einzellader waren, bei denen ein schnelles Nachladen unmöglich war, suchte man eine Reservewaffe, die es ermöglichte, sich auch mit ungeladenem Gewehr etwa einem Bärenangriff stellen zu können. Zu diesem Zweck verwendete man Spundbajonette im Gewehrlauf, eine Art Jagdmesser mit konischem Griff aus Holz, der in die Mündung gesteckt wurde.

Im 17. Jhd. fand diese Waffe eine neue, diesmal militärische Verwendung. Wie die Jäger hatten auch die Soldaten keine schnell nachladbaren Gewehre. Während der langen Zeit, die die Solden brauchten, um ihre Waffen wieder herzurichten, waren sie leicht angreifbar. Daher wurden sie während der Zeit des Nachladens von Soldaten mit Lanzen geschützt.

Als die Gewehre effizienter wurden und an Bedeutung gewannen, suchte man nach einer Lösung, die den Schutz durch Lanzenträger überflüssig machte. Da jeder Schütze stets auch ein Schwert oder Messer bei sich trug, waren die Spundbajonette ein Schritt in die richtige Richtung. Der Griff des Spundbajonetts paßte in die Laufmündung des Gewehres und der Schütze verfügte so über eine Verteidigungswaffe, falls er keine Zeit zum Nachladen hatte. Der große Nachteil diese Systems lag darin, daß es unmöglich war, einen Schuß abzufeuern, solange das Bajonett aufgepflanzt war.

Es folgten viele erfolgreiche, und ebenso viele mißglückte Versuche, bis das erste Tüllenbajonett entwickelt wurde. Hierbei führte man den vorderen Teil des Lauf durch einen röhrenförmigen Griff, so daß das Schießen nicht behindert wurde. Anfangs geschah dies ohne Befestigung, später wurde das Bajonett durch eine zick-zack-förmige Aufnahme fixiert, die sich um den Kornfuß legte. Später gab es noch Systeme mit Verriegelungsringen u. –knöpfen. Das russische Millionenheer war noch bis nach dem zweiten Weltkrieg mit Tüllenbajonetten ausgerüstet.

Die meisten anderen Staaten vollzogen jedoch im 19.Jhd. den Schritt zum Schwertbajonett. Dieser Typ Bajonett war ein vollwertiges Schwert oder Kampfmesser mit Handgriff und Schneide, das außerdem auf ein Gewehr aufgepflanzt werden konnte. Es ist auch heutzutage die gebräuchlichste Bajonettform und erscheint in mannigfaltigen Formen und Maßen, all dies hat die neue Form von Tüllenbajonetten möglich gemacht.

1.2 Vorsicht, Suchtgefahr!

Jede Militaria-, Waffen- oder Messerbörse sollte verpflichtet werden, vor der Suchtgefahr, die das Sammeln von Bajonetten in sich birgt, zu warnen! Auch müßten Buchumschläge und die Internetseiten einschlägiger Anbieter auf die gefahrvolle Seite des Sammelns von Bajonetten hinweisen: der Virus läßt Dich selten wieder los!

Jeder Sammler erinnert sich noch an sein erstes Bajonett, in vielen Fällen ein rostiges und wenig sammelwürdiges Stück, aber dennoch der ganze Stolz des neuen Besitzers. Mein erstes war ein Lee Enfield P1907, ein Bodenfund, den ich als 14jähriger in der Gegend von Zillebeck (Westhoek) für damals 800BFr, heute etwa 20€, kaufte.
Dieser Bodenfund, ohne Holzteile, mit festgerostetem Drücker und verrosteter Klinge, würde heute noch die stolze Summe von sicherlich 15€ einbringen! Dennoch war es für mich ein beinahe euphorischer Moment, mit einem Stück Geschichte in meinen Händen, und mit einem Glitzern in den Augen brachte ich es nach Hause. Seit diesem P1907 gab es bei mir nie wieder ein Bajonett, das so sehr geputzt, poliert und geölt wurde, wie dieses erste Stück.

Uns ziemlich schnell stellten sich mir die gleichen Fragen, die jeden befallen, der ein Bajonett in Händen hält: Wer hat dies Bajonett geführt? Sind Menschen dadurch umgekommen? Was ist der genaue Typ und auf welchem Gewehr wurde es eingesetzt? Was ist es heute wert?
Die Antworten auf diese Fragen können aus vielen Quellen stammen: aus Informationen des Verkäufers, aus Büchern, dem Internet, von anderen Sammlern… … …

Wer ernsthaft Bajonette sammeln will, tut gut daran, sich so viel Fachwissen wie möglich anzueignen. Empfehlenswerte Fachbücher gibt es von Christian Méry, Anthony Carter, Jean-Pierre Vial, Jerry Janzen, Roy Williams… Es gibt Fälle, in denen es nicht möglich ist, auf ein Buch zurück zu greifen, dann ist es immer besser, jemandem „dumme“ Fragen zu stellen, als aus dummen Stolz Geld zu verlieren.

1.3 Was ist ein Bajonett wert?

Ein kurzer Blick auf Börsen oder Auktionshäuser wie Ebay oder Egun zeigt uns, daß der Wert eines Bajonetts zwischen wenigen Euro und Hunderten Euro schwanken kann. All dies hängt von so bedeutsamen Punkten ab wie Typ des Bajonetts, Hersteller, ist die Scheide dabei, wie ist der Gesamtzustand ?

Der Gesamtzustand wird bewertet nach dem Zustand der Klinge (verbogen? Schäden durch Rost? Wurde die Klinge gekürzt oder nachgeschliffen? Hat die Klinge Scharten?…)
und des Griffs (verrostete Teile? Gebrochene Griffschalen? Blockierter Drücker?…)

Es ist schärfstens davon abzuraten, eine beschädigte Klinge nachzuschleifen! Es ist nicht nur gefährlicher, mit scharfen Messern zu hantieren, vor allen Dingen verlieren nachgeschliffene Bajonette ihren Sammlerwert für immer. Ein Bajonett mit abgebrochener Spitze sollte man am Besten liegen lassen, denn es ist eine irreparable Beschädigung.

Scheiden sind ein wichtiger Anhaltspunkt zur Wertermittlung eines Bajonetts. Wenn ein zu bewertendes Bajonett mit Scheide einen Wert von 100€ darstellt, liegt er ohne Scheide nur bei 50€ -60€. Sind Scheide und Bajonett nummerngleich, steigt der Gesamtwert sogar auf 130€ - 150€.

Solange man dies Wissen im Hinterkopf behält, und die nötige Kenntnis von Bajonettypen und ihrem Wert hat, kann eine Bajonettsammlung eine beständige Wertanlage werden. Der umsichtige Einkauf durch einen belesenen und erfahrenen Bajonettsammler verdoppelt seinen Wert nicht selten innerhalb der nächsten 10 Jahre. Sollte ich von meiner Bank eine Rente mit dieser Gewinnspanne angeboten bekommen, könnte ich ewig dankbar sein.

Aber lassen Sie den finanziellen Aspekt nicht die Hauptsache Ihrer Sammlung sein. Wie jedes Hobby ist das Bajonettsammeln ein angenehmer Zeitvertreib, die Möglichkeit, interessante Menschen kennen zu lernen und eine gesunde Art und Weise, ihre grauen Zellen auf Trab zu bringen und Ihren Wissensschatz zu vergrößern.

1.3 Sammeltips

Durch das immense Angebot an Bajonette wird man schnell zu impulsiven Käufen verleitet. Derart unbedachte Käufe geben nur kurze Befriedigung, aber auf lange Sicht sind es nur selten wertvolle Zugänge für eine Sammlung.

Wenn jemand sein erstes Bajonett kauft, ist es meist ein spontane Eingebung. Um eine bedeutende Sammlung aufzubauen, bedarf es eines festen Planes. Es müssen Entscheidungen getroffen werden, um Wildwuchs vorzubeugen. Mögliche Themen einer Sammlung können Bajonette eines bestimmten Landes, eines festen Zeitraumes (erster/zweiter Weltkrieg, von 1950 bis heute…) oder eines bestimmten Typs (Spundbajonette, Tüllenbajonette, Messerbajonette…)sein.

Durch diese Vorgehen spart man nicht nur Geld, es birgt auch eine größere Zufriedenheit in sich. Sammler, die 30 von den am häufigsten angebotenen Bajonetten zusammenbringen sind damit wahrscheinlich weniger zufrieden als ein Sammler, der z.B. 13 Bajonette aus Deutschland zwischen 1871 und 1945 zusammen bringen konnte.

Anders als bei der finanziellen Wertbestimmung eines Bajonetts kommt es beim Sammelwert auf das Gefühl an, etwas Wichtiges zu erwerben. Jemand sammelt zum eigenen Vergnügen und jeder muß für sich selbst ausmachen, wie er die größte Zufriedenheit erlangen kann.